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Das Belvedere – ein Glaskasten on top

Mit dem Richtfest Ende 1870 ist das äußere Erscheinungsbild der Villa Hügel noch lange nicht vollendet. Wie schon bei seinem zweiten Wohnhaus auf dem Fabrikgelände sieht Alfred Krupp einen gläsernen Aufbau auf dem Dach des Haupthauses vor – das sogenannte Belvedere. Am 18. Oktober 1871 erfolgt die Beendigung dieses Bauabschnitts.

Sage und schreibe 48 gusseiserne Fenster, jeweils sieben zur Nord- und Südseite, 17 zur Ost- und Westseite und im Übrigen die Einzigen in der gesamten Villa Hügel dieser Art, kennzeichnen seitdem den markanten Aufbau, der bereits aus weiter Ferne zu sehen ist. Das Innere des Belvedere mit seinen metallenen Ventilationsröhren, der eisernen Reling und Treppen, mit blenden weißer Lackfarbe gestrichen, vermittelt zudem den Eindruck „als befinde man sich an Bord eines mächtigen Ozeandampfers“, so Fritz Homann anlässlich eines Besuchs in der Villa Hügel am 18. Mai 1906.

Stellt sich trotz alledem die Frage nach der Funktionalität dieses überdimensionierten Glaskastens: Zu erwähnen ist zum einen die Belichtung der Oberen Halle mit der gläsernen Oberlichtdecke. Der indirekte Tageslichteinfall in das ehemalige Wohnzimmer der Familie Krupp macht diesen Saal erst bewohnbar. Zum anderen könnte das Belvedere aber auch seiner wörtliche Bedeutung nach als Aussichtsplattform genutzt worden sein. Dagegen spricht jedoch, dass es keine direkte Verbindung zu den Gesellschaftsräumen im Haus gibt. Auch ist nicht bekannt, dass der gläserne Aufbau von der Familie Krupp genutzt worden ist, um Gäste mit dem durchaus fantastischen Ausblick auf das Hügel-Areal, das Ruhrtal mit dem Baldeneysee und die weitere Umgebung zu beeindrucken. Letztendlich scheint ein Vermerk Alfred Krupps auf einem von ihm skizzierten Schnitt aus der Planungshase der Villa Hügel den entscheidenden Hinweis zu geben: „Luft“. Der fast ein Drittel der gesamten Bauhöhe einnehmende Glaskasten ist ein Luftkasten. Damit gehört er zu dem von Alfred Krupp entworfenen Hausapparat, der seine persönliche Vision auf ein leichtes, befreites und gesundes Wohnen und Leben Realität werden lassen sollte.

Wohn- und Logierhaus vom südöstlichen Pavillon aus gesehen, um 1891